Literarischer Untergrund

 

Der Bestand an deutscher Literatur, der im Licht heutiger literaturwissenschaftlicher Forschung als kanonisiert gilt, stammt bis weit ins 19. Jahrhundert hinein im Wesentlichen von männlichen protestantischen Angehörigen der akademischen Bildungsschicht, die durch eben diesen Hintergrund über einen relativ homogenen Wissens- und Wertungshorizont verfügten. Dabei trifft man bei unvoreingenommener Auswertung der schriftstellerischen Produktion auch vom 17. bis 19. Jahrhundert auf eine überraschend hohe Zahl von Autoren, die trotz fehlender höherer Schul- oder gar Universitätsbildung produktiv am literarischen Leben teilnahmen. Sie verfassten und publizierten Texte aller denkbaren Gattungen, die sich zum Teil an den Konventionen der „Bildungsliteratur” orientierten, zum Teil aber inhaltlich und formal auch eigenen, alteritären Traditionen folgten. Das Editionsvorhaben gilt der Herausgabe exemplarischer Autoren bzw. Werkgruppen.

Teilprojekt I: Kritische Ausgabe der Werke Wilhelm Webers (1602-1661)

Gegenstand sind die z.T. handschriftlich, z.T. gedruckt als Einblattdrucke und Flugschriften vorliegenden Dichtungen des berühmtesten ‚Spruchsprechers’ der Reichsstadt Nürnberg.

Teilprojekt II: Poetische Neujahrswünsche

Ediert und kommentiert werden sollen die Nürnberger Spruchsprecherblätter zum neuen Jahr, die zwischen 1637 und 1821 entstanden sind und in ihrer fast lückenlosen Reihe ein einzigartiges Beispiel für die fast 200 Jahre umfassenden Entwicklungen und Veränderungen einer lokalen Literatur- und Publikationspraxis darstellen.